Pfeiffers lassen die Sau raus
Eine Comic-Sau ist das Wahrzeichen der Pfeiffers. In einem hautengen gestreiften Anzug steht sie da, auf zwei Beinen, mit üppigem Dekolleté und reckt den Zeigefinger nach oben.
Die Sau ziert ein Tor auf dem Grundstück der Pfeiffers in einem Wohnviertel in Senden-Aufheim. Schmucke Einfamilienhäuser - und mittendrin die Sau. "Pfeiffers feine Ferkelei" steht darüber. Trotz der großbusigen Werbung und des zweideutigen Spruchs geht es hier aber nicht ins Rotlichtviertel, sondern in eine Spanferkelbraterei. Im Anbau des Wohnhauses finden sich weiß gekachelte Räume; alles wirkt sauber und steril. Im Nebenraum, der ebenfalls weiß getäfelt ist, steht der Backofen. Bis zu fünf Ferkel haben hier gleichzeitig Platz. "Wir backen jedes Wochenende", erzählt Heidrun Pfeiffer. "Und manchmal auch unter der Woche." Die 56-Jährige und ihr Mann Hermann sind seit fast 30 Jahren auf dem Markt, "wir sind damit einer der ältesten Partyservices weit und breit.
Angefangen hatte alles schon Ende der 70er-Jahre. Damals übernahm Hermann Pfeiffer den Bauernhof seiner Eltern und stellte schnell von herkömmlicher Landwirtschaft auf reine Schweinezucht um. Anfang der 80er bezog der Jungbauer mit seiner Frau ein neues Haus. Zur Einweihungsfeier gab es Spanferkel für die Gäste. "Und das hat ihnen so gut geschmeckt, dass gleich mehrere fragten, ob wir das für sie auch machen könnten", erinnert sich Heidrun Pfeiffer. In einem kleinen Brotbackofen brutzelten die Pfeiffers daraufhin Spanferkel, bis die Nachfrage immer größer wurde. "Der Ofen hat nicht mehr gereicht, deshalb haben wir uns einen größeren angeschafft", blickt Hermann Pfeiffer zurück.
ZWEITES STANDBEIN WIRD ZUM HAUPTJOB
In den kommenden Jahren war der Landwirt "sau"froh über sein zweites Standbein, denn die Preise auf dem Schweinemarkt rutschten immer wieder so weit ab, dass der Verkauf der Ferkel unrentabel wurde. Mittlerweile sind die Pfeiffers eine feste Größe in der Region. "Es gibt sogar Metzger, die ihre Kunden zu mir schicken, wenn sie nach Spanferkel fragen", sagt der 64-Jährige stolz. "Der Großteil unserer Kunden kommt aus dem Umkreis von 20 Kilometern, aber auch in Frankfurt, München und Nesselwang hat man schon unsere Spanferkel gegessen." Im Internet loben die Kunden vor allem das zarte Fleisch und die knusprige Kruste. Gibt es ein Geheim-Rezept? "Nein", lacht Heidrun Pfeiffer, "unsere Spanferkel sind deshalb so gut, weil die Tiere Qualität haben." Ihr Mann ergänzt: "Die Ferkel werden auf Stroh gehalten und bekommen nur eigenes Getreide zu fressen. Im Alter von etwa 14 Wochen gehts zum Metzger, da ist die Haut noch ganz zart."
Während im Stall und auf dem Feld Hermann Pfeiffer der Chef ist, hat in der Küche seine Frau das Zepter in der Hand. "Die Würzmischung, die ich verwende, hat sich über Jahre bewährt. Mein Mann hilft mir allerdings mit den schweren Teilen, die würde ich allein nicht in den Backofen bekommen." Seit einiger Zeit bieten die Pfeiffers auch Beilagen an. "Wir sind ja nur ein Zwei-Mann-Betrieb und als die Kinder klein waren, ging das zeitlich einfach nicht. Jetzt können Sauerkraut, Kartoffelsalat und Krautsalat dazubestellt werden."Die Spanferkel sind portionsfertig zugeschnitten, müssen allerdings in Aufheim abgeholt werden. "Wir haben dafür extra große Platten und packen das Fleisch in Alufolie ein. So bleibt es etwa eine Stunde lang richtig heiß", erklärt Hermann Pfeiffer. Wie es geschmeckt hat, erfahren die Spanferkelbäcker dann auch: Wenn die Platten wieder zurückgebracht werden.
